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Sport fürs Wort - parallel beugen

Standen nun diese Adjektive im Dativ Singular oder im Genitiv Plural, so erhielt das zweite die (schwache) Endung -en. Das erste Adjektiv behielt die starke Endung bei. Also hieß es: „in tiefem christlichen Glauben“. Leider war die Sache nur für zwei Adjektive geregelt. Drängelten sich drei oder gar vier Adjektive vor dem Substantiv, würfelten die Schreibenden die Endungen wie wild durcheinander.

Nun ist es zwar theoretisch einfacher geworden, da wir nun alle Adjektive vor einem Substantiv parallel flektieren – ob mit Komma oder ohne, ob im Dativ, Genitiv oder Akkusativ. Doch womöglich muss diese Regel irgendwann wieder revidiert werden. Denn: Der Trend geht im Deutschen weg vom m in Endungen. Der Grund dafür liegt vermutlich in der Sprachökonomie. Ein -en lässt sich nun mal leichter aussprechen als -em. Deshalb sagen wir schon lange „Boden“ und nicht mehr „Bodem“. Mehrere m hintereinander empfinden viele Menschen als ausgesprochen unangenehm. In der Sprachberatung muss ich mich manchmal vehement für Formen wie „einsamem“ oder „unangenehmem“ einsetzen, damit mir die Anrufer überhaupt glauben, dass es sie tatsächlich gibt. Was nun die -en-Endung bei den Adjektiven im Dativ Singular angeht: Sie wird durchaus noch verwendet und die Dudengrammatik zum Beispiel lässt sie auch zu – allerdings empfiehlt sie sie nicht. Von daher kann es gut sein, dass der Sprachgebrauch die Grammatikschreiber bald dazu zwingt, in diesem Fall wieder Ausnahmen von der Parallelflexion zu formulieren. Warten wir es ab – und beugen wir erst mal parallel weiter.